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Wahrnehmung in Zahlen: Die Kraft unserer Augen

Visuelle Reize können unser Gehirn motivieren, aber auch verwirren.

Der Schall, die Optik und die Gerüche: Im Büro stehen unsere Gehirne unter Dauerbeschuss. Sechs Zahlen, die Architekt:innen, Büroplaner:innen und Personalverantwortliche kennen sollten. 

von Kevin Berg & Hannes Hilbrecht

Es kommt nicht immer auf die Masse an. Manchmal ist weniger sogar mehr, zum Beispiel bei unseren Gehirnen. Ein Beweis dafür: das Denkorgan vom Physiker und Mathematiker Albert Einstein. Das Jahrtausendgenie besaß ein vergleichsweise leichtgewichtiges Gehirn. Es wog nur 1.230 Gramm, also deutlich weniger als ein normales Männerhirn (1.375 Gramm). Trotzdem gebar das Enzephalon des Wissenschaftlers einige der wichtigsten theoretischen Schlussfolgerungen der Menschheitsgeschichte.

Die Gehirnforschung bietet viele erstaunliche Zahlen. So verbraucht das Organ bis zu 20 % der Energie, die ein Mensch im Laufe eines Tages produziert. Und das, obwohl das Bündel aus Nervenzellen und Synapsen nur 1 bis 2 % unseres Körpergewichts ausmacht. 

Wie ein Gehirn im Detail funktioniert, müssen Architekt:innen und Büroplaner:innen zum Glück nicht verstehen. Dennoch sollten sich die Menschen, die die Räume gestalten, in denen wir das Hirn besonders bemühen, mit den Superkräften und Schwächen unseres nervenstärksten Organs beschäftigen. Denn Büroräume, die die Bedürfnisse unserer Denkapparate ernst nehmen und sie nicht unnötig überreizen, sorgen automatisch dafür, dass sich Mitarbeitende im Office wohlfühlen. Sechs Zahlen, die Architekt:innen und Büroplaner:innen so sicher nicht kannten.

6.000.000 Geruchsrezeptoren für Wohlbefinden, Stress und Produktivität

Täglich strömen unzählige Gerüche in unsere Nase. Mal lassen sie uns lieblich schnuppern, dann unser Riechorgan rümpfen. Damit wir die Vielzahl an Geruchsmolekülen überhaupt verarbeiten können, verfügen wir über rund sechs Millionen Geruchsrezeptoren. Sie leiten Signale in unser Gehirn und sorgen dafür, dass wir einen Geruch wahrnehmen. Und was inperspective-Leser:innen seit dem Interview mit Prof. Johannes Frasnelli wissen: Düfte können im Büro Wohlbefinden, Stress und Produktivität beeinflussen. 

256 Identifikationsmerkmale: Unser Auge für mehr Sicherheit

Die Augen verraten uns – ein Sprichwort, das auf Fakten beruht. Während ein menschlicher Fingerabdruck 40 Identifikationsmerkmale aufweist, sind es auf der Iris ganze 256. Sie machen jedes Auge zu einem Unikat. Da es unmöglich ist, dass zwei Menschen dieselben Iris-Merkmale aufweisen, gilt der Retina-Scan als eine der sichersten Methoden zur Identifikation. Architekt:innen und Planer:innen, die besonders heikle Projekte gestalten dürfen, sollten diese Technik kennen.

Prof. Johannes Frasnelli forscht in Montreal zu Gerüchen und was diese im menschlichen Gehirn bewirken.

120.000.000 Töne – die Farbe Grau ist eine bunte Angelegenheit

Zapfen kennen wir aus dem Wald, dem Bierregal und auch aus dem Biologie-Unterricht. Mit den Zapfen auf unserer Netzhaut empfangen wir visuelle Reize und verarbeiten diese weiter. Auf der menschlichen Netzhaut tummeln sich rund 120 Millionen dieser Zapfen, die einzig und allein für Hell-Dunkel-Kontraste verantwortlich sind und unterschiedliche Grautöne erkennen. Zum Vergleich: Von den Sensoren, die uns das Farbsehen ermöglichen, besitzen wir "nur" etwa sieben Millionen. 

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50 Eindrücke pro Sekunde – Designen für die Ohren


Obwohl wir den Großteil der Reize über die Augen aufnehmen, sind unsere Ohren leistungsstärker. 50 Eindrücke kann unser Hörsinn pro Sekunde verarbeiten. Diese Fähigkeit ermöglicht es uns, auch in einem lauten Raum die Stimme von Freund:innen zu identifizieren oder den eigenen Namen aus einem Wirrwarr an Geräuschen herauszufiltern. Warum die Akustik im Office bedeutender ist als viele denken, weiß Dr. Georg Wiesinger. Der Akustik-Experte erklärte im inperspective-Interview, warum eine schlechte Raumakustik im Büro nicht nur die Leistung mindert, sondern auch krank machen kann.

Dr. Georg Wiesinger gilt als einer der wichtigen Raumakustiker Europas, der weiß, wie Büros sanfter klingen können.

65 Dezibel: Ab da wird's gefährlich


Wie laut ist das eigene Büro? Um gesund zu bleiben und keine Langzeitfolgen befürchten zu müssen, ist eine geringe Geräuschkulisse essenziell. Und die ist deutlich kleiner als gedacht. Schon bei einer dauerhaften Beschallung mit 65 Dezibel steigt das Risiko auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der Wert entspricht dem Geräuschpegel einer feuchten Hauptstraße in der Nacht. Bei 40 Dezibel beeinträchtigt die Lautstärke bereits das Konzentrationsvermögen. In manchen Büros wurden schon weit über 80 Dezibel gemessen – so laut wie quäkende Rasenmäher im Vorgarten.

Aber warum ist Lärm so gefährlich? In unserem Gehörgang tummeln sich 25.000 Haarzellen, die akustische Reize wahrnehmen und als Signale ins Gehirn weiterleiten. Erst dadurch nehmen wir einen Ton wahr. Extreme Lautstärken können diese antennengleichen Rezeptoren beschädigen. Bei leichten Verletzungen regenerieren sie innerhalb von zwei Tagen. Ist der Schaden durch eine erlittene Dauerbeschallung schwerwiegender, kann ein unangenehmes Pfeifen im Ohr entstehen – der Tinnitus.

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5.000 Geschmacksknospen: Kantinen und Küchen für das Mitarbeiterglück

In jungen Jahren schmecken wir am besten. Das hat nichts mit Kannibalismus zu tun, sondern mit der Anzahl der Geschmacksknospen auf unserer Zunge. Bei Erwachsenen verarbeiten 5.000 Rezeptoren die Geschmäcker. Säuglinge haben es besser. Sie verfügen über 10.000 Knospen, die sogar ihre fade Babynahrung besonders schmackhaft machen. Pürierte Pastinaken können durchaus Aromengewitter auslösen. Im Alter sinkt die Anzahl der Geschmackssensoren weiter und kann bis auf 900 Knospen schrumpfen. Umso wichtiger: Tolle Büroküchen, die frisches Genießen möglich machen und – idealerweise – immer eine Handbreit Pfeffer und Salz in der Schublade.

Eine gut ausgestattete Büroküche gehört zu einem modernen Office dazu.