Die Architektin Ines Lege, der Tech-Unternehmer Maximilian Block sowie der Bürospezialist Thomas Berndt verraten, wie sie ihre Lieblingsatmosphäre im Büro herstellen. Drei Perspektiven.
von inperspective-Redaktion
Maximilian Block, CEO bei advocado
Ich bin gerne unter Leuten, deswegen ist ein Einzelbüro nichts für mich. Unser Greifswalder Office hat zwei Etagen. Oben gibt es einen großen offenen Raum, in dem die Geschäftsführung, das Marketing und die IT untergebracht sind. Zwar sind die Bereiche durch Raumtrenner abgegrenzt, aber man bekommt doch leichter etwas voneinander mit. Allgemein bin ich lieber mittendrin als abgekapselt. Wenn ich doch mal richtig Ruhe brauche, habe ich ja meine Kopfhörer.
Auch die richtigen Möbel braucht es für meine Wunschatmosphäre. Ich habe einen sehr großen Schreibtisch, weil mein eigenes Ablagesystem viel Platz verlangt. Mein Rennrad hinter meinem Schreibtisch motiviert mich, bei gutem Wetter auch mal spontan eine Strecke zu fahren. Außerdem hängt an der Wand ein Mops-Plakat. Ich mag diese Hunderasse sehr. Wie schon Loriot sagte: "Ohne Mops hat das Leben keinen Sinn." Brauche ich die richtige Atmosphäre zum stillen Nachdenken, fahre ich mit dem Rad nach Lubmin an den Ostseestrand. Da ist es sehr ruhig und der einsame Blick auf das Wasser hat schon bei vielen Ideen und Entscheidungen geholfen.
Ines Lege, Architektin und Partnerin bei ONWS
Generell mag ich es, wenn ich unter Mitmenschen bin. Ich schätze eine lebendige Atmosphäre. Ich brauche eigentlich keinen fixen Platz. Die Abwechslung bringt Schwung in den Kopf. Laptop, Handy und iPad hab ich fast immer dabei. Von daher kann ich eigentlich überall arbeiten. Je nach Ort passe ich meine Tätigkeiten auch an. Im Zug zum Beispiel: E-Mails schreiben, auf dem iPad Skizzen machen oder einfach nur lesen. Im Büro wird viel im Team, mit Kunden und Handwerkern kommuniziert. Wir setzen uns zusammen und besprechen Projektabläufe. Die konzentrierte Planung oder Prüfung von Angeboten mache ich meist am Nachmittag oder gegen Abend. Spannende Projekte oder aktuelle Infos zu den Themen, die für uns wichtig sind, schaue ich mir immer zwischendurch an, egal ob in der Tram, am Wochenende auf dem Sofa oder im Café. Inspiration nehme ich überall mit: beim Austausch mit Menschen, bei der Besichtigung einer Hightech-Produktion, beim Spazieren gehen oder dem Schauen eines Films in meiner Freizeit.
Einen Lieblingsort habe ich nicht wirklich. Auch wenn es immer mal wieder guttut, für ein paar Stunden ganz für sich zu sein, fühle ich mich am wohlsten, wenn drumherum etwas passiert. Es kann gern etwas wuselig sein. Ich liebe es, von Büchern, Katalogen, Mustern, Moodboards, Fotos und Bildern umgeben zu sein. Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich mein Büro noch mehr wie eine Werkstatt gestalten. Mit Ecken, in denen ich auch mal basteln oder mich ausbreiten kann. Wo Muster und Prototypen rumstehen, und ich alles praktisch testen kann.
Genauso liebe ich es aber, mit meinem Laptop am Küchentisch zu sitzen, wenn mir die Sonne ins Gesicht scheint und mal alle Medien auf stumm geschaltet werden. Nur der Kühlschrank summt und man hört entfernt die Stadtgeräusche, um für zwei, drei Stunden auf eine Sache konzentriert zu sein.
Ein Einzelbüro oder ein Großraum, in dem geflüstert wird, geht für mich gar nicht. Kommunikation gehört dazu. Wenn ich Ruhe brauche, gehe ich raus oder verteile die Arbeit so, dass ich die Sachen, für die ich konzentriert sein muss, später mache. Genauso unwohl fühle ich mich in Räumen die monoton, steril oder schmutzig sind.
Thomas Berndt, Projektmanager bei Natural Green Walls
Ich arbeite im Homeoffice, und ich schätze dieses Arbeitsmodell sehr. Allerdings muss ich einiges beachten: Viele Menschen wünschen sich diese Möglichkeit. Was sie zunächst nicht bedenken: Sehr viele Arbeitnehmer machen im Homeoffice auch schlechte Erfahrungen. Ihnen fehlt der tägliche zwischenmenschliche Kontakt zu den Kollegen und das direkte Feedback der Vorgesetzten. Im Homeoffice kann man sich schnell isoliert fühlen.
Ich arbeite seit fast 20 Jahren in meinem eigenen Büro. Ich weiß mittlerweile, was wichtig ist und was ich atmosphärisch brauche: Gutes Licht. Viel Ruhe. Einen großen Schreibtisch. Und auf die Technik muss ich mich verlassen können. Das ist meine Verbindung zum Unternehmen. Wenn die Technik spinnt, und der Support nicht funktioniert, fühlt man sich alleingelassen.
Die größte Herausforderung bei der Atmosphäre im Homeoffice ist manchmal die Familie. Da helfen nur klare Absprachen. Wenn ich an einem wichtigen Projekt arbeite oder in einem intensiven Gespräch stecke, können die Kinder, die ihren Vater sehen wollen (worüber ich mich immer freue), schon für ein paar Probleme sorgen. Familien glauben eben manchmal, das Homeoffice die “totale Verfügbarkeit” des Vaters oder der Mutter bedeutet. Darunter leiden aber der Job und die Arbeitsatmosphäre. Daher braucht es klare Abläufe, damit Job und Familie nicht kollidieren. Je besser das funktioniert, desto effektiver arbeite ich. Und kann schneller und zufriedener als Vater und Ehemann für die Familie da sein.