Wybo Wijnbergen ist General Manager für Nordeuropa beim Flexoffice-Riesen WeWork. Er schreibt: "Ein Büro ist nur dann wirklich gut, wenn sich die Mitarbeiter wohlfühlen." Ein Gastbeitrag.
von Wybo Wijnbergen, WeWork
Im August des vergangenen Jahres (2018) haben wir in einem Hochhaus am Potsdamer Platz, einem der höchsten Gebäude Berlins, 15 Stockwerke bezogen. Auf dem Dach befindet sich eine Terrasse mit traumhaftem Blick über die ganze Stadt. Bevor wir dieses Gebäude umgestalteten, waren die Dachterrasse und die besten Büros den wichtigsten Mitarbeitern vorbehalten. Ich kann mir vorstellen, dass in solchen Türmen eine wahrnehmbare Hierarchie und Exklusivität herrschte. Diesen Ansatz kehren wir mit WeWork um. Bei uns sind die besten Plätze an einem Standort immer der Gemeinschaft gewidmet. Die Dachterrasse am Potsdamer Platz ist heute ein Ort, an dem sich alle Mitglieder treffen. Ein Raum, in dem man produktiv sein, sich entspannen, Verbindungen knüpfen, sich austauschen und von der Zukunft träumen kann. Was einst exklusiv war, steht nun über 2.000 Mitgliedern offen.
Mitarbeiter müssen sich wohlfühlen
Bevor ich zu WeWork kam, habe ich in der Gastronomie- und in der Entertainment-Branche gearbeitet, etwa bei McDonalds und Merlin Entertainments. Es sind die gemeinsamen Erlebnisse, die diese Unternehmen verkaufen: Ein Mahl auf einem Roadtrip oder ein Familienausflug in einen Fun Park. Gemeinsame Erlebnisse zu kreieren, ist auch bei WeWork unser oberstes Ziel. Wir möchten, dass sich unsere Mitglieder produktiv und entspannt fühlen, konzentriert arbeiten können und dennoch offen genug sind, um neue Begegnungen wahrzunehmen. Wir möchten, dass sie gerne ins Büro gehen und sich inspiriert fühlen. Uns ist dabei weder der Schreibtisch noch das Sofa wichtiger, sondern die Atmosphäre, die aus dem richtigen Zusammenspiel aller Elemente an einem Arbeitsplatz entsteht.
Näher zusammen und doch weiter weg
Die Entwicklung eines kommunikativen Arbeitsplatzes ist nicht einfach, aber dringend notwendig. Wir leben in Städten, die von Tag zu Tag größer und enger besiedelt werden. Wir sind immer online und verfügen über modernste Kommunikationsmittel, die uns mit allen Ecken der Welt verbinden. Und doch zeigt die Forschung, dass sich Menschen noch nie so einsam gefühlt haben wie heute. Als ich in Bangkok lebte, habe ich das selbst sehr extrem wahrgenommen. Um mich herum bewegten sich Millionen Menschen, die selbstbewusst und mit ihrem Umfeld verbunden wirkten, während ich niemanden kannte. Bei dem Gedanken, in dieses geschäftige Leben einzudringen, fühlte ich mich anonym und unwohl. Ich war überwältigt. Ist das nicht seltsam? Wir rücken physisch und digital näher zusammen und driften trotzdem auseinander.
Wir wollen bei WeWork ein Umfeld schaffen, das die menschlichen Verbindungen wieder in den Mittelpunkt stellt. Wir nutzen Design, Technologie, Aktivitäten und unsere Community-Teams, um Begegnungen relevant und natürlich zu gestalten.
Unser Büro-Design ist gemütlich, einladend und bietet einen Ort für jede Energie, die wir an einem Tag verspüren könnten. Von schalldichten Telefonzellen für konzentriertes Arbeiten, über bequeme Nischen und private Büros bis zu flexiblen Arbeitsplätzen mit der brummenden Kaffeemaschine im Hintergrund. Unsere Gänge sind bewusst schmal gehalten, sodass es unmöglich ist, jemanden, der auf einen zukommt, nicht zu begrüßen. Und dank unserer Community-Manager und einer App können wir Events und Aktivitäten auf die Interessen und Vorlieben unserer einzelnen Communities maßschneidern. Wir veranstalten Tech Panels, gemeinsame Yoga Sessions oder thematische Happy Hours am Abend.
"Glokale" Bürogestaltung
Unsere Standorte entwickeln wir nach einem 80/20-Ansatz. 80 Prozent unserer Layouts spiegeln die Raumplanung und unsere Erfahrung aus dem Betrieb von fast 500 Standorten auf der ganzen Welt wider. Den Rest passen wir dem lokalen Geschmack an. Wir integrieren die Architektur und Geschichte des Gebäudes und den Vibe der Umgebung in das Design. Unsere eingesetzten Materialien sind warm und einladend. Die Kunst sprüht vor Energie. Immerhin verbringen Menschen die Hälfte ihres Lebens in Büroräumen, also sollten sie sich hier gerne aufhalten. Das Umfeld sollte sie inspirieren.
Während des normalen Bürobetriebes beobachten wir, wie unsere Mitglieder die Standorte nutzen. Wenn wir feststellen, dass einige Bereiche oder Ecken nie genutzt werden, gestalten wir die Umgebungen neu.
Wir haben gelernt, dass es keine One-Fits-All-Lösung (Anm. d. Red. Allgemeinlösungen) gibt. Menschen haben in verschiedenen Ländern und Städten unterschiedliche Präferenzen. In Amsterdam sitzen sie gerne an langen Tischen zum Mittagessen, während in Berlin und London ganz andere Essgewohnheiten gepflegt werden. Selbst die Unterschiede zwischen Berlin und Hamburg sind größer als viele erwarten würden. Es sind diese kleinen Details, die wir gerne richtig machen. Wenn uns das nicht am ersten Standort in einer Stadt gelingt, dann zumindest am zweiten.
Das nachhaltige Büro
Je größer wir werden, desto bewusster wollen wir unsere Umweltbilanz reduzieren. Mit fast einer halben Million Mitgliedern haben wir sowohl die Verantwortung als auch die Chance, wirklich etwas zu bewegen. Deshalb haben wir uns ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele gesetzt. Wir stellten unser Design auf natürliche Materialien um und nutzen nicht länger Leder oder chemische Stoffe. Wir servieren in keinem unserer Gebäude mehr Fleisch und haben Einwegplastik aus unserem laufenden Betrieb verbannt. Und regelmäßig laden wir alle ein, gemeinsam mit uns für lokale Sozialprojekte und Initiativen aktiv zu werden. Zum Beispiel: Plastik aus dem Kanal fischen, Essen bei der Tafel austeilen oder Kleidung spenden.
Diese gelebten Werte finden bei unseren Teams und Mitgliedern großen Anklang. Ihre Unterstützung inspiriert uns, weitere Verbesserungspotenziale zu suchen.
Wenn es um den intelligenten Einsatz von Ressourcen geht, müssen wir auch die einseitige Nutzung von Gebäuden in der Innenstadt überdenken. Bei uns ist das Büro gleichzeitig ein Ort, an dem man morgens an einer Yogastunde teilnehmen und mittags in einem Konferenzraum einen Friseurtermin buchen kann. Und die gemütliche Community Area verwandelt sich abends in eine Bühne für eine Gesprächsrunde mit einem internationalen CEO.
Ein Schreibtisch und eine Community, wo immer man sie braucht
In Berlin haben wir drei Standorte am Potsdamer Platz. Aber unser Ziel ist es nicht, unsere Präsenz auf den Stadtkern zu beschränken. Wir wollen mehrere Knotenpunkte im gesamten Ballungsraum entwickeln. Allein London wird bald 50 WeWorks beherbergen. 40 Prozent unserer Unternehmens-Mitglieder (Anm. d. Redaktion: Unternehmen, die Büros für Abteilungen mieten) nutzen uns an mehreren Standorten. Viele von ihnen ermöglichen es ihren Mitarbeitern, von einem WeWork ihrer Wahl zu arbeiten. Damit sparen die Arbeitnehmer beim Pendeln viel Zeit und Nerven. Das sorgt für weniger Stress, mehr Zufriedenheit und Produktivität.
Flexibilität ist ohne Frage ein wichtiger Faktor, der den Arbeitsplatz der Zukunft bestimmt. Ich bin jedoch überzeugt: Am wichtigsten ist die Gemeinschaft. Starke soziale Verbindungen am Arbeitsplatz machen uns gesünder, glücklicher und produktiver.
Vor kurzem habe ich mit einem WeWork-Member aus Hamburg gesprochen. Der Mann erzählte mir, er hätte vor seinem Beitritt zu WeWork hart daran gearbeitet, seinen Chef davon zu überzeugen, ihn an einigen Tagen der Woche von zu Hause aus arbeiten zu lassen. Da er jedoch die Atmosphäre und die Vernetzungen, die sich nun täglich in seinem WeWork-Büro ergeben, sehr genießt, hat er sein hart erkämpftes Homeoffice noch keinen einzigen Tag wahrgenommen. Solche Geschichten machen mich glücklich. Genau so sollte sich ein Arbeitsplatz anfühlen.
Über WeWork
Als Flexoffice-Anbieter vermietet WeWork weltweit einzelne Schreibtische und Büroflächen an Unternehmen und Freelancer. Die flexiblen Büros (deshalb Flexoffice) zeichnen sich durch individuelle Designs aus. Mieter werden als Mitglieder geführt. Aus einem Grund: WeWork will nicht nur einen Arbeitsplatz bieten, sondern auch eine Gemeinschaft sein.