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Hingucker: Was unsere Augen im Büro verführt

Hell, rund und mit blassen Farben: Dieser Büroraum wirkt gemütlich.

Visuelle Reize sind ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Sie übermitteln Emotionen, erwecken Wünsche oder faszinieren uns. Auch Büros können Augen umschmeicheln. Aber was lockt unsere Blicke an und warum ist das so? 

von Kevin Berg

Über 80 Prozent aller Reize nehmen wir über unsere Augen wahr. Unser wichtigstes Organ scannt dauerhaft, was um uns herum passiert. Ob Werbeplakate, der Anstrich eines Raumes oder eine Bewegung im Augenwinkel – es reichen rund zwei Sekunden, um die ersten Reize wahrzunehmen. Beim Zweitkontakt braucht es nur noch Sekundenbruchteile, damit wir etwas wiedererkennen. Visuelle Reize beeinflussen uns den ganzen Tag. Supermärkte nutzen seit Jahren optische Mittel, um möglichst viele Kund:innen von möglichst kostspieligen Einkäufen zu überzeugen. Auch in Büros wird es immer wichtiger, Stimmungen, Gefühle und Werte visuell zu vermitteln. Besonders, wenn ein Großteil der Belegschaft nur noch unregelmäßig im Unternehmen physisch präsent ist.

Farben: Grün bedeutet weniger Stress

Grauer Boden, kahle, weiße Wände – wenig frustiert unsere Augen so wenig wie ein Brei aus tristen Farben. Schlimmer noch: Sie können die Motivation der Mitarbeiter:innen senken. Ein steriles, farbloses Büro wirkt kalt und fremd. Ein Arbeitsplatz ohne farbliche Akzente oder Highlights ist demnach nicht der beste Ort für kreative Ideen.

Bei der Planung eines Büros sollten wir Farben strategisch denken und einsetzen. Ein freundliches Grün an der großen Bürowand vermittelt den Mitarbeitenden ein Gefühl von Gelassenheit. Es entzerrt stressige Arbeitstage und kann die Effizienz verbessern. Das liegt am Effekt auf unsere Psyche. Grün kombiniert die warme Farbe Gelb mit einem eher kühl wirkendem Blau. Über die kognitive Wahrnehmung kreiert sie ein Gefühl von Harmonie. Blautöne an der Wand dürfen nicht zu dunkel sein, sie "verkleinern" sonst den Raum. Helle Nuancen können dagegen die Produktivität steigern. Zu viele Farben dürfen es aber nicht sein. Die unterschiedlichen Reize lenken ab. Das Büro wirkt unruhig.

Blau gemacht: Blue Yonders Office in Hamburg

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Formen: Eine runde Sache

Die Wahrnehmung von Formen beginnt bereits auf der Netzhaut. Im Zusammenspiel mit Farben können sie im Büro Akzente setzen, die unserem Auge besonders gefallen. In der Architekturpsychologie ist die Formwirkung ein eigener Bereich. Sie hat zwar keine Auswirkung auf unsere Gesundheit, kann aber den Gemütszustand der Mitarbeiter:innen beeinflussen. Runde Akzente vermitteln Ruhe. Wer seinen Mitarbeiter:innen ein Gefühl der Entwicklung weitergeben möchte, wählt aufsteigend verlaufende Elemente. Das Auge orientiert sich entlang der Linien und Rezeptoren im Gehirn wandeln diese Informationen in ein positives Gefühl des Aufschwungs um. Geschwungene Linien wirken dynamisch. Besonders bei Wänden bereichern sie die Wahrnehmung des Raumes, da sich das Auge nicht an harten Konturen stößt. Das wirkt um-, aber nicht einschließend.

Projektbeispiel: Die Disc von PALMBERG

Die Disc von Palmberg gewann als rollierbarer Schallabsorber zahlreiche Designpreise.

Licht: Blau kann Müde machen

Lieblose Leuchtstoffröhren, die unaufhörlich ihr kaltes Licht im Büro verteilen, sind vielen ein Graus und in vielen Unternehmen Alltag. Dabei kann die richtige Beleuchtung die Wahrnehmung des eigenen Arbeitsplatzes rasch verbessern. Die fotosensiblen Netzhautzellen sind die Autobahn für Lichtreize und leiten sie direkt ins Gehirn weiter. Damit sie dort positives bewirken, braucht es Farbe. Aber nicht irgendeine. Optimal ist Tageslicht. Es beinhaltet das gesamte Farbspektrum und stimuliert Lichtzellen im Auge. Diese schütten Aktivitäts-Hormone aus, wir fühlen uns motiviert und frisch. Deshalb wirkt ein von Tageslicht durchflutetes Büro einladend und positiv. Blaues Licht erzeugt das genaue Gegenteil. Es lässt den Raum kalt erscheinen und verwirrt unsere innere Uhr. Wer diesen Effekt abschwächen möchte, kann der Beleuchtung ein leichtes Rot hinzufügen. Die Farbe regt die Augen und das Gehirn an.

Tageslichtflut in Down Under: Yancoal's Office in Sidney

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Einrichtung: Holz beruhigt die Herzfrequenz

Das Interieur eines Büros ist die Spielwiese für Formen und Farben. Nirgends lassen sich die beiden Elemente besser kombinieren. Eine runde Lampe mit warmem Licht verwöhnt unsere Augen im Gegensatz zu sterilen Raumflutern an der Decke. Schon beim Material der Einrichtung verbergen sich wahre Hingucker. Im Gegensatz zum kalt wirkenden Metall ist Holz eine Wonne für die Augen und kann – Studien zufolge – einen positiven Einfluss auf die Herzfrequenz haben und Stress reduzieren. Zu viel und zu dunkel darf es aber nicht sein. Sonst wirkt ein Raum schnell erdrückend. Die Holzoptik kann mit Deko-Elementen durchbrochen werden. Pflanzen bilden mit ihrem kräftigen Grün einen schönen Kontrast. Zusätzlich hemmen sie die Verbreitung von Viren durch den regelmäßigen Sauerstoffaustausch.

Der erste Blick in einem Büro fällt meist auf den Bodenbelag. Liebloses Linoleum schreckt eher ab. Ein Teppich kann Wertschätzung ausdrücken. Im Zusammenspiel mit der Einrichtung gibt er die Grundstimmung eines Büros vor. Er setzt farbliche Highlights, verleiht dem Raum Wärme und verbessert nebenbei die Akustik.

Hauptsache Holz:  Active Campaign's Office in Chicago