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"Nur das nutzen, was wir brauchen" 

Anne Shepley ist Social-Recruiting-Specialist in einer Digitalagentur.

Was bedeutet Nachhaltigkeit? Und was erwarten wir von einem nachhaltigen Arbeitsplatz? Wir haben vier Büronutzer nach ihrer Meinung befragt und ihre Perspektiven protokolliert.

von inperspective-Redaktion

Anne Shepley, Social-Recruiting-Specialist

Nachhaltigkeit bedeutet für mich zunächst, das eigene Konsumverhalten zu überdenken, und nur das zu verbrauchen, was ich wirklich verbrauchen muss. Ich möchte smarte Entscheidungen treffen, mit Ressourcen sanft umgehen, damit unser Lebensraum langfristig geschützt wird und wir ihn nicht weiter zerstören. Dazu gehört ein "sich-bewusst-werden", wo man selber eigentlich steht, wenn es um Themen wie Konsum und ökologischen Fußabdruck geht. Da sind immer ein, zwei Fragen, die bei mir mitschwingen: Brauche ich das wirklich? Gibt es Alternativen? Wie kann ich das umweltschonender lösen? Welche Innovationen gibt es? 

Ähnliche Fragen stelle ich mir natürlich auch beim Thema "Büro". Für mich befindet sich der nachhaltige Arbeitsplatz in einem klimaneutralen Firmengebäude. Es wird dort digital gearbeitet und achtsam mit Materialien umgegangen. Im Unternehmen werden nachhaltiges Denken und Handeln gelebt, Mitarbeiterzufriedenheit und -gesundheit gefördert, Prozesse werden regelmäßig hinterfragt und optimiert. Innovationen sind ausdrücklich erwünscht.

Robert Trenkel ist ein Unternehmer und Kommunikationsspezialist aus Hamburg. Er führt die Beratungsagentur "Sturmfest".

Robert Trenkel, Kommunikationsexperte und Unternehmer

Ich arbeite nachhaltig, wenn ich einen Wert für die Umwelt beziehungsweise für die Gesellschaft schaffe. Ansonsten wird der Begriff momentan ja ziemlich überstrapaziert. Im Kontext von Konzeptionen verwenden wir ihn vor allem als besser klingendes Synonym für "langfristig". 

Nachhaltigkeit äußert sich bei uns im Unternehmen durch die Einsparung von Ressourcen. Wir drucken selten und wenn beidseitig. Wir vermeiden unnötigen Strom- und Heizungsverbrauch, trinken gefiltertes Wasser statt Markenprodukte aus Plastikflaschen. Und für Dienstreisen wählen wir den Zug anstelle des Fliegers.

Am Arbeitsplatz bin ich eher auf Design geeicht. Ich mag Designklassiker wie den Eiermann-Tisch oder die Artemide, das ist eine moderne Stehlampe. Filzunterlagen, Apple-Produkte und ein Zusammenspiel unterschiedlicher Materialien sind mir wichtig. Rumliegen darf bei uns nichts Persönliches, wir pflegen eine Clean-Desk-Policy. Bei uns gibt es also keine Yucca Palme oder private Accessoires wie Familienbilder auf dem Tisch. In dieser Umgebung fühle ich mich wohl, aber ob das nun nachhaltig ist? 

Judith Kenk nutzt ihren Schreibtisch seit 20 Jahren. Weil es nachhaltig ist.

Judith Kenk, selbstständige Netzwerkexpertin

Nachhaltig ist etwas, das möglichst lange hält und nicht frühzeitig entsorgt werden muss. Mein Schreibtisch ist zum Beispiel ein Relikt vergangener Tage. Er ist sicher über 20 Jahre alt. Und trotzdem erfüllt er immer noch seinen Zweck. Die robuste Bauweise und die gute Holzqualität machen es möglich. Ich arbeite also an einem sehr nachhaltigen Tisch. 

Bei neuen Anschaffungen setze ich mich intensiv mit den Produkten auseinander. Ich will mich umfangreich informieren, ob das Produkt wirklich meinen Ansprüchen und Maßstäben genügt und ich es lange nutzen kann. Bei meinem neuen Schreibtischstuhl habe ich verschiedenste Aspekte beachtet und mich intensiv mit meiner eigenen Sitzhaltung auseinandergesetzt. Der Aufwand hat sich gelohnt: Ich spüre eine nachhaltige Verbesserung der Sitzqualität und fühle mich sehr wohl im neuen Stuhl. Ich werde ihn wahrscheinlich sehr lange benutzen. 

Liane Allmann lebt in Brandenburg und berät deutschlandweit ihre Kunden aus Rechtsbranche.

Liane Allmann, Marketingexpertin für Kanzleien

Nachhaltig heißt für mich, weiter und sozial zu denken. Ich will mein Tun in 20 Jahren noch vor meiner heute 12-jährigen Tochter rechtfertigen können. Aber: Nachhaltigkeit ist ein Gesellschaftskonzept und keine individuelle Show. 

Das gilt bei mir im Büro wie auch daheim. Ich verzichte an beiden Orten auf Plastik. Wir nutzen Tassen, Gläser und Kannen. Wenn ich Geschäftsreisen unternehme, versuche ich maximal viel Wege mit der Bahn zu realisieren. Zum Büro kann ich laufen und mache das auch (schon weil ich meinen Tag tracke und die Schritte brauche). Ich benutze ein gezieltes Licht, das direkt über meinem Schreibtisch hängt – der Rest bleibt aus. Was irgendwie nicht gelingt, ist das Vermeiden von Papier. Ich kann keine Texte redigieren, wenn ich den Ausdruck nicht vor der Nase habe. Das ist doof. Bei allen Anschaffungen setze ich auf Haltbarkeit und Qualität. Und nicht nur die Anschaffung, sondern auch die Entsorgung sollte fachgerecht sein. Ich vermeide Batterien und der Müll wird getrennt.